Analoges Bloggernetz …

In Dresden haben Blogger und Onliner auch offline gut zu tun, denn es gibt seit einigen Jahren zahlreiche Stammtische und Netzwerktreffen, die man besuchen sollte. Peter Stawowy hat 2016 sogar die erste sächsische Blogger-Konferenz #bsen (Foto: Michael Schmidt) organisiert. Im Interview erzählt er, warum das wichtig war und wann die zweite Auflage ins Haus steht.

Peter, Du hast im April 2016 zum ersten Mal #bsen organisiert, was ist das für eine Konferenz?

#bsen steht für Blogger spinnen ein Netzwerk. Am 29. April haben sich rund 120 Teilnehmer in der Leipzig School of Media (LSoM) zur ersten sächsischen Blogger-Konferenz getroffen, um über Vernetzungsmöglichkeiten und Gemeinsamkeiten zu sprechen.

Wie kam es zu der Idee und der Ausführung?

Ich habe vor einer ganzen Weile mal ziemlich spontan die Facebook-Gruppe Blogs und Online-Magazine aus Sachsen ins Leben gerufen und war überrascht, wie schnell die Gruppe wuchs. Innerhalb von drei Wochen waren wir über 70 Blogger – inzwischen sind 200 Leute in der Gruppe. In der anfänglichen Euphorie in der Gruppe und nach diversen Gesprächen mit dem Chef der Sächsischen Landesanstalt für privaten Rundfunk und neue Medien (SLM) haben wir die Idee entwickelt, mal eine gemeinsame Konferenz zu organisieren – das kam gut an. In der Folge habe ich neben der SLM noch die LSoM als Mitveranstalter gewinnen können.

Wer war alles dabei?

Am Anfang habe ich ganz schon gezittert, was ich machen soll, wenn sich keiner anmeldet. Am Ende aber waren unsere 120 Plätze alle vergeben. Es waren wirklich die unterschiedlichsten Leute dabei: Handy- und Buchblogger, Food- und Lifestyle-Blogger, Place- genauso wie Umweltschutz- und Wanderblogger – die Teilnehmerliste kann man auch auf unserer Seite zum Event nachlesen. Es waren auch einige Leute aus der Medienpolitik und -wirtschaft dabei, die sich anschauen wollten, wie es um die Bloggerszene in Sachsen steht.

Was waren die wichtigsten Themen an diesem Tag?

Ich sage mal so: Ein Thema, was wirklich viel bewegt, ist das Thema Finanzierung. Also die Frage, ob und wie man mit der Bloggerei Geld verdienen kann. Andere unserer insgesamt 12 Sessions beschäftigten sich mit der Frage, wie man einen guten Text verfasst, wann der richtige Zeitpunkt zum bloggen ist, was rechtliche Grenzen sind oder wie eine übergeordnete Vernetzung aussehen könnte. Höhepunkt war aber in meinen Augen die Anfangssession, wo alle gemeinsam in einem Raum saßen und sich 15 Blogger nach Losverfahren für jeweils 3 Minuten vorstellen konnten. Das war extrem spannend und auch motivierend.

Warum hat Sachsen #bsen gebraucht?

Ich habe gerade vergangene Woche erst wieder von zwei unterschiedlichen Leuten gehört, wie gut es war, sich so vernetzen zu können – einer hat richtig Geschäft für sein kreatives Business aus der Veranstaltung generieren können, ein anderer erzählte, sie treffen sich jetzt regelmäßig im kleinen Kreis. Mir ging es aber noch um einen ganz anderen Aspekt: eine Sichtbarkeit für die Szene herzustellen. Ich habe viel mit Landespolitik zu tun und weiß über meine Arbeit, wie viel staatliches Geld in die Förderung von Lokalfernsehen fließt, um die publizistische Vielfalt zu sichern. Da dachte ich mir: Wäre doch mal ganz gut zu zeigen, was es noch so gibt…

Wie waren die Resonanzen der Teilnehmer?

Sehr gut! In der Folge sind 22 Blogbeiträge erschienen, die alle nach einer Fortsetzung schreien. Dabei gab es auch Kritik am Programm – wir werden versuchen, das aufzugreifen. Dazu sind wir aber noch in der Planung.

Welche Erkenntnisse hast Du persönlich daraus mitgenommen – als Blogger und auch als Agenturchef?

Als Blogger: Ich finde es großartig, welche Breite das Thema hat. Ich habe viele Projekte und noch mehr Menschen persönlich kennengelernt, von denen ich lernen und mich inspirieren lassen kann. Ich müsste eigentlich über eine ganze Reihe Projekte bloggen… wenn ich nur mehr Zeit hätte! Was ich auch gelernt habe: Es ist verdammt wichtig, den Leute aus dem Netz auch mal persönlich in die Augen zu schauen – das ist durch nichts zu ersetzen. Als Agenturchef kann ich sagen: Unterschätze niemals die Organisation eines Events mit 120 Teilnehmern! Würde ich die Kosten für die Arbeitszeit in Agentursätzen abrechnen, müsste ich sagen: Ich habe ordentlich draufgezahlt. Aber natürlich gehe ich davon aus, dass ich am Ende auch von der Arbeit für #bsen profitiere.

Wird die Konferenz nochmal stattfinden?

Ich habe gerade das Konzept für die Fortsetzung fertigstellt und fange an, es zu streuen. Will sagen: Ich bin dann ab jetzt auf Sponsorensuche (Wink mit dem Zaunpfahl! 😉 )! Wenn es nach mir geht, findet es im Juni 2017 statt. Beim zweiten Mal würde ich gern wenigstens die schwarze Null anvisieren.

Inwieweit würdest Du das Format gern noch weiterentwickeln?

In jedem Fall wird es bei der #bsen2 im Vorfeld die Möglichkeit geben, Themen und Referenten vorzuschlagen, über die dann abgestimmt werden wird. Ich plane außerdem, die Anfangssession – die 3-Minuten-Vorstellungen – in mehreren Blöcken über den Tag zu streuen. Und dann will ich die Konferenz deutlich öffnen: Zwar spinnen Blogger weiterhin ein Netzwerk, aber sie laden auch andere Branchen und Bereiche ein, sich einzubringen. Das kann in meinen Augen sowohl die Medien-Landschaft als auch die Tech-Szene sein.

Wenn Du die Sächsische Bloggerszene mit wenigen Sätzen beschreiben solltest, was würdest Du sagen? Was ist hier charakteristisch, was unterscheidet sich vielleicht von anderen Ländern?

Den realistischen Vergleich mit anderen Ländern kann ich nicht liefern, dazu fehlt es mir an einer Übersicht. Ich sage aber mal so: Die Szene hier ist extrem heterogen und wesentlich größer als man gedacht hätte. Da ist Musik drin! Vor dem Hintergrund, dass sich nicht nur in Sachsen die Medienlandschaft massiv verändert, halte ich die Blogger- und Influencer-Landschaft für extrem spannend.

Infos zu #bsen

Datum: 29.4.2016
Teilnehmer: 120 Teilnehmer
Veranstalter: Flurfunk Dresden, Leipzig School of Media (LSoM), Sächsische Landesanstalt für privaten Rundfunk und neue Medien (SLM)
Wiederholung: voraussichtlich Juni 2017

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