In Dresden haben Blogger und Onliner auch offline gut zu tun, denn es gibt seit einigen Jahren zahlreiche Stammtische und Netzwerktreffen, die man besuchen sollte. Einer davon ist der Onliner-Stammtisch des Deutschen Journalistenverbandes (DJV), der in Dresden und Leipzig stattfindet. Nicole Czerwinka ist die Organisatorin und erklärt im Fragebogen, was es damit auf sich hat.
Wie kam der Bloggerstammtisch des DJV Sachsen zustande?
Ich bin gelernte Tageszeitungsjournalistin, blogge aber seit 2010 auf www.elbmargarita.de über das Dresdner Kulturleben. Als eine Kollegin mich überredete, aktiv im Deutschen Journalisten Verband mitzuwirken, habe ich daher sofort das Onlineressort anvertraut bekommen. Da ich die Entwicklungen im Onlinejournalismus – besonders seit ich selbst blogge – mit großem Interesse verfolge, viel mit anderen Bloggern im Gespräch bin und als Fachausschussvorsitzende im DJV nicht ganz untätig bleiben wollte, habe ich im Februar 2015 mit meiner Kollegin Jane Pabst den ersten Stammtisch organisiert – mit einer ganz überwältigenden Resonanz!
Wie viele Blogger schauen bei euch vorbei und welche?
Bei den Treffen kann ich konstant mit 15 bis 23 Teilnehmern rechnen, die – und das ist für mich auch das Spannende – in ganz verschiedenen Bereichen arbeiten. Da kommen nicht nur Journalisten, die ihre Arbeitswelt im Umbruch erleben, sondern auch Agenturchefs, PR-Leute, Texter, Programmierer, Social-Media-Manager und natürlich Freizeitblogger.
Was sind die wichtigsten Themen, die ihr besprecht?
Ich versuche für den DJV natürlich schon, den Stammtischen eine fachliche Relevanz zu verleihen. Deswegen stelle ich sie jeweils unter ein Thema, das die Blogger- und Medienwelt eben beschäftigt. Wie kann ich mit meinem Blog Geld verdienen, ist eine Frage, die die meisten umtreibt. Einmal hat ein Rechtsanwalt übers Internetrecht referiert, wir stellen im Rahmen der Stammtische neue Portale und Ideen vor. In erster Linie geht es mir aber ums Netzwerken, Erfahrungsaustausch und Kennenlernen.
Wie sind die Resonanzen der Teilnehmer?
Überwältigend und voller Dankbarkeit. Nach dem ersten Stammtisch hatte ich sogar das Gefühl, viele haben lange auf so eine Initiative gewartet. Ich muss leider sagen, dass der Journalisten Verband dieses Thema lange Zeit tatsächlich verschlafen hat. Dabei ist die Bloggerszene ein Feld, das eng verzahnt mit dem Journalismus ist und neue Arbeitsfelder für Journalisten eröffnet.
Was haben die Treffen bislang aus Deiner Sicht gebracht?
In der Bloggerszene in Sachsen hat sich nicht erst seit meinen Stammtischen, sondern schon in den vergangenen zwei bis drei Jahren unheimlich viel entwickelt. Inzwischen gibt es in Dresden etwa fünf regelmäßige Blogger-Treffen, inklusive einer großen Konferenz. Das trägt zum Erfahrungsaustausch bei, es hat schon so manche Kooperation ins Rollen gebracht – und dem einen oder anderen von uns neue Aufträge verschafft.
Was wollt ihr damit unbedingt noch erreichen?
Das Netzwerk wächst stetig, aber natürlich kann man nie alle Blogger erreichen. Da gibt es auf jeden Fall noch Luft nach oben. Zusammen mit meinem Kollegen Frank Schütze will ich auch wieder Stammtische in Leipzig organisieren. Das ist im vergangenen Jahr ein bisschen aus dem Fokus geraten. Zudem möchte ich in Zukunft noch mehr Diskussionen über Journalismus im Internetzeitalter anstoßen. Die Medienwelt erlebt gerade einen Umbruch. Noch kann niemand absehen, wohin die Reise geht. Das ist spannend, es muss dokumentiert und auch kommentiert werden. Journalisten meckern gern und werten Trends mit Kollegen am Mittagstisch aus. Leider gibt es über die einzelne Redaktion hinaus aber kaum Raum für Diskussionen und Erfahrungsaustausch. Ich denke, da muss sich noch was tun.
Wenn Du die Sächsische Bloggerszene mit wenigen Sätzen beschreiben solltest, was würdest Du sagen? Was ist hier charakteristisch, was unterscheidet sich vielleicht von anderen Ländern?
Die sächsische Bloggerszene ist unheimlich heterogen, kleinteilig, oft auch eigenbrötlerisch. Letzteres unterscheidet sich von anderen Regionen, zum Beispiel in Berlin oder Nordrhein-Westfahlen. Am lebendigsten ist die Szene in Leipzig – Dresden und Chemnitz können da kaum mithalten. Die meisten Blogger sind unheimlich kreativ, da gibt es tolle Projekte zu entdecken. Was man aber ganz deutlich sagen muss: Sie werden in ihrer Reichweite oft überschätzt! Natürlich gibt es ein paar Leuchttürme, die durchaus als Influencer gelten. Das sind aber die wenigsten. Leider ist Google da auch ein großes Hindernis, denn gerankt werden nur die großen Seiten, die ausreichend Geld geben. Die Vielfalt im Netz, auch die hyperlokale, wird so am Ende gar nicht richtig sichtbar.
Infos zu #bloggerdd und #bsle
Onlinerstammtisch des DJV Sachsen, 15-20 Teilnehmer, loser Rhythmus, etwa 3-4 Mal im Jahr in Dresden und Leipzig